Barrierefreies Wohnen
Vielen Menschen fällt schwer, Ihr Eigenheim und alle damit verbundenen Erinnerungen im Alter plötzlich zurückzulassen. Um so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben zu können, müssen häufig umfangreiche Umbaumaßnahmen durchgeführt werden. Gleiches gilt für Personen, die plötzlich durch Erkrankungen oder Behinderungen in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt sind. Doch was sollten Sie bei der Planung für die Umgestaltung Ihres Zuhauses oder das Ihrer Angehörigen bedenken?
Was versteht man unter altersgerechtem und barrierefreiem Wohnen?
In Zeiten, in denen viele Alters- und Pflegeheime Insolvenz anmelden oder Aufnahmestopps verhängen, gewinnt das Wohnen im eigenen Zuhause immer mehr an Bedeutung. Altersgerechtes Wohnen ermöglicht es Senior:innen, möglichst lange selbstbestimmt, komfortabel und sicher zu leben. Dazu gehört, die Räume an körperliche Veränderungen im Alter anzupassen, damit Alltagsaufgaben eigenständig bewältigt und Sturzrisiken reduziert werden können. Auch Menschen mit Behinderung profitieren von so einer Wohnraumgestaltung.
Die Begriffe barrierefreies, altersgerechtes und behindertengerechtes Wohnen werden zwar oft synonym benutzt, aber es gibt einige Unterschiede:
Was umfasst barrierefreies Wohnen?
Es fällt oft schwer, Angehörige von altersgerechten Anpassungen in ihrem Zuhause zu überzeugen, da die Kosten zunächst hoch erscheinen. Dennoch lohnt sich der Umbau, denn nicht nur Senior:innen, sondern auch Gehbehinderte und anderweitig eingeschränkte Menschen können durch ein barrierefreies Eigenheim eigenständig und sicher leben. Ziel ist, dass die Räume ausreichend Bewegungsflächen bieten und frei von Barrieren und Stolperfallen sind. So können auch Rollstühle, Rollatoren und andere Hilfsmittel problemlos genutzt werden.
Laut einer Kurzstudie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) leben jedoch über 90 Prozent der älteren Menschen in standardmäßig ausgestatteten Wohnungen, während nur etwa 9 Prozent über barrierefreie Wohnräume verfügen. Umso wichtiger ist es, einen barrierefreien Umbau frühzeitig zu planen, damit selbstbestimmtes und sicheres Wohnen im eigenen Zuhause möglichst lange möglich bleibt.
Maßnahmen für barrierefreies Wohnen im Eigenheim
Die Maßnahmen für ein barrierefreies Wohnen erfordern Planung und Anpassungen im Eigenheim. Dabei gibt es einige Anforderungen an einen behindertengerechten und altersgerechten Umbau, die beachtet werden müssen, damit das Haus wirklich sicher und komfortabel für alle Lebensphasen wird.
Barrierefreies Badezimmer
Auch Personen mit Behinderungen oder ältere Menschen möchten sich eigenständig und unfallfrei in ihrem Badezimmer bewegen können. Um dies zu gewährleisten, gibt es einige Maßnahmen, die Sie für ein barrierefreien Badumbau umsetzen können.
Für ein barrierefreies Badezimmer eignet sich ein rutschfester Bodenbelag, beispielsweise Fliesen mit einer angerauten oder profilierten Oberfläche. Gummimatten in der Dusche und Badewanne verhindern Stürze.
Eine ebenerdige Dusche minimiert das Unfallrisiko, da beim Ein- und Aussteigen keine Stufe überwunden werden muss, und ist bei entsprechender Größe sogar rollstuhlgerecht.
Badewannen oder mit einem Badewannenlift nachrüsten. Dabei haben Sie die Wahl zwischen Luftkissen, Tuchlift und Sitzlift.
Haltegriffe in der Duschkabine und an der Badewanne erleichtern das Ein- und Aussteigen aus dem Waschbereich deutlich.
Der Waschtisch sollte sowohl im Sitzen als auch im Stehen nutzbar sein, idealerweise mit einer Höhe von maximal 80 cm.
Barrierefreie Küche
Ob für Senior:innen, Rollstuhfahrer:innen oder blindengerecht – eine barrierefreie Küche können Sie auf unterschiedlichste Weise an die jeweiligen Anforderungen anpassen.
Bringen Sie Küchentresen, Schränke und Elektrogeräte in einer angenehmen Arbeitshöhe an, damit sich die betroffenen Personen nicht stark bücken müssen. Hängeschränke montieren Sie etwas niedriger, damit kein Hocker nötig ist, um die obersten Fächer zu erreichen.
Wollen Sie altersgerecht renovieren oder behindertengerecht umbauen, sollten Sie darauf achten, dass der Küchentresen unterfahrbar ist. So kann er auch mit einem Rollstuhl problemlos genutzt werden.
Hängeschränke, deren Höhe sich per Knopfdruck verstellen lässt, sind eine optimale Ergänzung.
Herdplatten und Backöfen, die sich automatisch abschalten, reduzieren das Risiko von Bränden und erleichtern vor allem älteren Menschen den Umgang. So besteht nicht die Gefahr, dass etwas anbrennt, weil es vergessen wird.
Für Menschen mit Gehbehinderung empfiehlt sich laut DIN 18040-2 eine Bewegungsfläche von mindestens 120 x 120 cm, um uneingeschränkt in der Küche arbeiten zu können.
Barrierefreies Wohn- und Schlafzimmer
Je nach Einschränkung können Sie auch Ihr Wohnzimmer sowie Schlafzimmer komfortabel und barrierefrei gestalten. Hier kommt es vor allem auf eine angepasste Einrichtung mit entsprechenden Funktionen sowie ausreichend Bewegungsfreiraum für eventuelle Gehhilfen und Rollstühle an.
Ein Sessel mit elektrischer Aufstehhilfe erleichtert älteren Menschen das Aufstehen, da er sich leicht nach vorn kippen lässt und so Gelenke und Muskeln schont.
Moderne Pflegebetten lassen sich in der Höhe verstellen und Kopf- und Fußteil können elektrisch angepasst werden. Modelle mit Rollen ermöglichen eine flexible Positionierung im Raum. Sie unterscheiden sich optisch kaum noch von herkömmlichen Betten.
Um barrierefreies und altersgerechtes Wohnen bestmöglich sicherzustellen, sollten Böden ebenerdig und Türschwellen leicht passierbar sein. Stolperfallen wie Teppichkanten oder Kabel gilt es zu vermeiden.
Helle Räume und ausreichend Lichtquellen erhöhen die Sicherheit: Tageslicht und gut platzierte Lampen helfen älteren oder sehbehinderten Menschen, sich besser zu orientieren und Unfallgefahren rechtzeitig zu erkennen.
Balkon und Terrasse barrierefrei gestalten
Jeder möchte gern uneingeschränkt auf den Balkon oder die Terrasse gehen können, ohne auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Schon mit ein paar Handgriffen können Sie Ihren Außenbereich und Ihre Haustür barrierefrei gestalten.
Ein schwellenfreier Zugang zu Balkon oder Terrasse reduziert das Risiko zu stolpern. Auch Rollstuhlnutzer:innen können so eigenständig in den Außenbereich gelangen. Alternativ kann eine kleine Rampe den Höhenunterschied ausgleichen.
Die Türen sollten etwas breiter als das Mindestmaß sein. Generell wird eine Türbreite von 80 cm empfohlen, für Rollstühle sind mindestens 90 cm einzuplanen.
Ein stabiles, ausreichend hohes Geländer bietet zusätzliche Sicherheit und kann beim Gehen und Aufstehen helfen. Wichtig ist, dass es nicht durch Blumentöpfe oder andere Dekoration versperrt wird.
Der Boden sollte eben und rutschfest sein. Besonders gut eignen sich glatte Betonflächen oder bündig verlegte Pflastersteine ohne tiefe Fugen.
Barrierefreier Garten
Altersgerechtes und behindertengerechtes Wohnen bezieht sich meist auf die Innenräume, doch was ist mit Barrierefreiheit im Garten? Auch hier gibt es einige Hindernisse, die mit richtiger Planung von Personen mit Einschränkungen überwunden werden können.
Für den Gartenweg eignen sich große, bündig verlegte Pflastersteine oder gegossener Beton, damit auch Rollstuhlnutzer:innen und Elektromobile den Weg problemlos befahren können. Gerade Wege sollten mindestens 1,20 m breit sein. Bei Kurven oder rechtwinkeligen Abzweigungen sind 1,60 m besser, um bequem wenden zu können.
Lampen sollten den Weg gleichmäßig ausleuchten, ohne zu blenden oder Schatten zu werfen. Lichtschalter in 85 bis 105 cm Höhe sind auch im Sitzen gut erreichbar. Alternativ lassen sich Bewegungsmelder, Fernbedienungen oder Zeitschaltuhren nutzen.
An kleinen Treppen oder Stufen befestigen Sie Handläufe, damit sich ältere Personen abstützen können.
Die Gartenpflege wird durch ein automatisches Bewässerungssystem deutlich erleichtert. Sprinkler oder Schlauchsysteme bewässern Beete und Rasenflächen per Knopfdruck oder Zeitschaltuhr.
Hochbeete ermöglichen rückenschonendes Arbeiten und eignen sich auch für Rollstuhlnutzer:innen. Unterfahrbare Modelle oder Konstruktionen mit Einbuchtungen erleichtern den Zugang zu allen Pflanzenbereichen.
Barrierefreier Zugang mit Rampen und Liftsystemen
Für bewegungseingeschränkte Personen und Rollstuhlfahrer:innen kann bereits eine einzige Stufe zum unüberwindbaren Hindernis werden. Daher sorgen auch Rampen und verschiedene Liftsystemen dafür, dass barrierefreies Wohnen im Alter und trotz Behinderungen möglich ist.
Rampen eignen sich ideal, um kleinere Höhenunterschiede von ein bis fünf Stufen zu überwinden. Häufig werden sie im Eingangsbereich eingesetzt. Sie ermöglichen Rollstuhlnutzer:innen, Barrieren selbstständig und ohne Hilfe zu überwinden.
Treppenlifte bieten eine komfortable Lösung, um ganze Treppen sicher zu überwinden. Je nach Bedarf können sich Sitzlifte, Stehlifte, Hublifte oder Plattformlifte am besten eignen. Auch gibt es spezielle Liftsysteme für den Außenbereich.
Wenn keine baulichen Veränderungen am Haus möglich sind, können Treppensteiger oder Treppenraupen eine flexible Alternative sein. Sie überwinden Stufen mithilfe eines elektrischen Antriebs, rutschfester Ketten und Magnetbremsen und transportieren die betroffene Person sicher von einer Etage zur nächsten.
Notrufsysteme und Smart Home
Automatisierungen können behindertengerechtes und altersgerechtes Wohnen unterstützen. Sie unterstützen Senior:innen und Personen mit Einschränkungen dabei, Alltagsaufgaben einfacher zu bewältigen und im Notfall schnell Hilfe zu erhalten.
Dank automatischer Notrufsysteme können Sie oder Ihre Angehörigen im Notfall schnell und zuverlässig Hilfe rufen. Auch wenn der Hausnotruf primär als Hilfsmittel für Senior:innen gilt: Jede Person, die allein daheim ist und beispielsweise in der Dusche ausrutscht, ist über schnelle Hilfe froh. Die Systeme unterscheiden sich zwischen mobilen und stationären Geräten.
Smart Home bedeutet nichts anderes, als Haushaltsgeräte in ein Funk-Netzwerk einzubinden, damit diese aus der Nähe und Ferne gesteuert werden können. Unter anderem können Sie mittels verschiedener Smart-Home-Funktionen die Heizung, Beleuchtung, Steckdosen, Rollläden, Waschmaschine oder Unterhaltungselektronik steuern.
Lassen Sie sich für Ihr Smart-Home-System im Idealfall von einer Fachfirma beraten, die die Geräte und Steuerungsprozesse gleich einrichten kann. Neben den Geräten, die fest in Ihrem Zuhause integriert sind, gibt es übrigens noch viele kleine und mobile Helfer auf dem Markt, die Ihnen den Alltag erleichtern. Dazu zählen zum Beispiel Smart Watches, Blutdruckmesser, Tracker und smarte Waagen.
Kosten und Förderungen für den altersgerechten und barrierefreien Umbau
Die Kosten für ein barrierefreies Bad und andere Umbauten können durch Fördergelder vom Staat deutlich reduziert werden. Wichtig ist, dass Sie Förderungen und Zuschüsse für den altersgerechten und barrierefreien Umbau vor Maßnahmenbeginn beantragen und zugesichert bekommen. Nachträglich werden üblicherweise keine Fördergelder mehr ausgezahlt. Informieren Sie sich auch bei Ihrer Gemeinde oder oder Ihrer Stadt über Zuschüsse für barrierefreies Wohnen.
Tipps von Expert:innen: So gestalten Sie Ihr Zuhause altersgerecht
In den folgenden Interviews und Videos mit verschiedenen Expert:innen erhalten Sie wertvolle Tipps zum Wohnen im Alter.
Bei der Planung des alters- oder behindertengerechten Umbaus können Sie und Ihre Angehörigen die Hilfe von Wohnberatungsstellen in Anspruch nehmen. Über die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungsanpassung e.V. finden Sie Ansprechpartner:innen aus Ihrer Region. Zum Thema Pflege und Finanzierung können Pflegekassen bestmöglich beraten.
Fachfirmen für den altersgerechten und behindertengerechten Umbau beauftragen
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