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Wasserstoff-Heizung vor Einfamilienhaus
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Ist die Wasserstoff-Heizung eine sinnvolle Alternative?

Lina Strauss, Online-Redakteurin bei Aroundhome
Lina Strauss
19. September 2023

Heizungen müssen in Deutschland in Zukunft mit 65 Prozent erneuerbaren Energien betrieben werden. Eine Wasserstoff-Heizung kann diese Vorgaben prinzipiell erfüllen, da unter bestimmten Voraussetzungen bei der Verbrennung ausschließlich Wasser und keine schädlichen Emissionen entstehen. Dennoch ist die Wasserstoff-Heizung fürs Eigenheim eine risikobehaftete Wahl.

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Was ist eine Wasserstoff-Heizung?

Eine Wasserstoff-Heizung ist eine innovative Technologie, die es ermöglicht, Wärme oder auch Strom aus der „Verbrennung“ von Wasserstoff zu gewinnen. Sie gilt als klimafreundliche Heizlösung, da CO2-Emissionen je nach System gesenkt oder ganz herabgesetzt werden. In Einfamilienhäusern kann auf zwei Arten mit Wasserstoff geheizt werden:

Wasserstoff-Brennstoffzellenheizung

Bei diesem System wird nicht wie bei herkömmlichen Heizungen Öl oder Gas verbrannt, sondern es reagieren Wasserstoff und Sauerstoff in einer Brennstoffzelle. Dabei entsteht Strom und als Nebenprodukte Wärme und Wasserdampf. Es handelt sich somit um ein Blockheizkraftwerk, das das Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung nutzt.

H2-Ready-Gasheizungen

Eine H2-Ready-Gasheizung ist so konzipiert, dass sie sowohl mit herkömmlichem Erdgas läuft, als auch auf 100 Prozent Wasserstoff (H2) umrüstbar ist. Der Wasserstoff wird dabei nicht selbst erzeugt, sondern dem Hauptenergieträger Erdgas wird Wasserstoff hinzugefügt. Dadurch reduziert sich die benötigte Erdgasmenge.

Heizungen verursachen den größten Anteil CO2-Emissionen in Deutschland. Daher hat die Bundesregierung das Heizen mit fossilen Brennstoffen stark reglementiert. So soll ab 2024 möglichst jede neu eingebaute Heizung mit 65 Prozent erneuerbaren Energien laufen. Die Wasserstoff-Heizung kann diese Vorgaben theoretisch erfüllen – allerdings nur, wenn grüner Wasserstoff genutzt wird. Er ist der einzige klimaneutrale Wasserstoff, aber nur knapp verfügbar.

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Vorteile und Nachteile der Wasserstoff-Heizung

Das Heizen mit Wasserstoff gilt als neue, umweltfreundliche Technologie, die von der Bundesregierung nachträglich als Alternative zu fossilen Brennstoff-Heizungen zugelassen wurde. In Einfamilienhäusern ist diese Heizungslösung bisher jedoch selten zu finden. Neben der Vorteile hat die Wasserstoff-Heizung nämlich auch Nachteile:

Vorteile der Wasserstoff-Heizung

Nachteile der Wasserstoff-Heizung

  • Reduzierung des CO2-Fußabdrucks
  • Nutzung erneuerbarer Energiequellen bei grünem Wasserstoff
  • niedrigere Betriebskosten als mit Öl oder Gas
  • Stromerzeugung möglich
  • Geräusch- und wartungsarm
  • hohe Anschaffungskosten
  • Gasanschluss erforderlich
  • Wasserstoff benötigt spezielle Speicherung
  • begrenzte Infrastruktur für die Bereitstellung von Wasserstoff
  • weniger effizient als andere klimafreundliche Heizlösungen (wie Wärmepumpen)
  • bei Fehlnutzung sicherheitsgefährdend, da hochentzündlich

Grauer, blauer oder grüner Wasserstoff?

Grauer Wasserstoff wird am häufigsten produziert – ist aber auch der umweltschädlichste, da sehr viel CO2 als Nebenprodukt entsteht.

Blauer Wasserstoff entsteht wie grauer Wasserstoff, das entstandene CO2 wird aber nicht in die Atmosphäre abgegeben, sondern unterirdisch gelagert. Er ist klimaneutral, die Langzeitfolgen sind jedoch unbekannt.

Grüner Wasserstoff ist klimaneutral, da bei seiner Herstellung durch Elektrolyse ausschließlich erneuerbare Energiequellen, wie Photovoltaik oder Windkraft, zum Einsatz kommen.

Grüner Wasserstoff nicht ausreichend vorhanden

Wollen Sie die klimapolitischen Vorgaben der Bundesregierung einhalten, kommt nur das Heizen mit grünem Wasserstoff oder dem Brennstoff Biomethan infrage. Allerdings ist eine breite Versorgung mit beiden klimafreundlichen Alternativen derzeit nicht zu gewährleisten. Daher sehen viele Expert:innen die Wasserstoff-Heizung derzeit sehr kritisch.

Herausforderungen bei der Umrüstung

Wasserstoff-Heizungen klingen wie eine vielversprechende Option für Eigenheimbesitzer:innen, die auf nachhaltige und zukunftsfähige Energiequellen beim Heizen umsteigen wollen. Allerdings ist die Umrüstung mit einigen Herausforderungen verbunden:

1. Hohe Anschaffungskosten

Die Investitionskosten sind höher als bei herkömmlichen Heizsystemen. Insgesamt müssen Sie für eine Wasserstoff-Heizung inklusive Gasanschluss mit Kosten zwischen etwa 30.000 und 50.000 Euro rechnen. Dies kann Hausbesitzer:innen abschrecken und die Umrüstung finanziell erschweren.

2. Auflagen für Förderungen

Der Staat gewährt bis zu 25 Prozent Förderung für eine Brennstoffzellenheizung; 10 Prozent Bonus gibt es, wenn Sie dabei Ihre alte Öl- oder Gasheizung austauschen. Allerdings muss die Wasserstoff-Heizung zu 100 Prozent mit grünem Wasserstoff und/oder Biomethan betrieben werden.

3. Mangelnde Versorgungsinfrastruktur

Ein Risiko bei der Umrüstung ist die knappe Verfügbarkeit von Wasserstoff. Bislang fehlen sowohl grüne Stromerzeugungsanlagen als auch Importstrukturen. Für eine ausreichende Versorgung muss in Deutschland die Infrastruktur erst ausgebaut werden, wie die Bundesregierung mitteilte.

4. Technische Voraussetzungen

Die Umrüstung zu einer Wasserstoffheizung erfordert oft bauliche und technische Anpassungen am Gebäude, um den Betrieb und die Sicherheit zu gewährleisten. So müssen Gasleitungen oder -anschlüsse angepasst werden und die Versorgung mit Wind- oder Solarenergie sichergestellt werden.

Hybridheizung zur Überbrückung?

Sogenannte H2-Ready-Gasheizungen sind herkömmliche Gasheizungen, die theoretisch auf den Betrieb mit Wasserstoff umrüstbar sind. Einige Hersteller verkaufen solche Modelle bereits, die Technologie ist aber noch nicht ausgereift und die Versorgung von Eigenheimen mit genügend Wasserstoff ist noch nicht sicher. Daher besteht für Eigenheimbesitzer:innen das Risiko, dass sie früher oder später ihre Gasheizung wieder ausbauen müssen.

Verbraucherschutz-Verband warnt vor H2-Ready

Der Einbau von neuen Gasheizungen wurde von der Bundesregierung verboten - bis auf die H2-Ready-Gasheizungen. Der Verbraucherzen­trale Bundesverband (VZBV) kritisiert diese Scheinlösung, da eine Umstellung auf Wasserstoff für den privaten Sektor auch in Zukunft nicht praktikabel und sehr teuer sei.

Lohnt sich eine Wasserstoffheizung fürs Eigenheim?

Wasserstoff-Heizungen können eine vielversprechende und klimaneutrale Alternative zu Öl- und Gasheizungen sein. Für Eigenheimbesitzer:innen, die ihren CO2-Fußabdrucks reduzieren wollen, könnte dies trotz der hohen Anschaffungskosten eine sinnvolle Option sein. Allerdings sollten Sie bedenken, dass die Amortisationszeit über 20 Jahre beträgt und die zukünftige Wasserstoff-Versorgung nicht gesichert ist.

Amortisation einer Wasserstoff-Heizung

  • Investitionskosten: z. B. 40.000 Euro
  • Kosten mit Förderhöchsatzvon 35 Prozent: 26.000 Euro
  • Betriebskosten: ca. 1.100 Euro pro Jahr
  • Amortisationszeit: ca. 23 Jahre (gegenüber einer Gasheizung im Wert von 10.000 Euro und jährlichen Betriebskosten von 1.800 Euro)

Wärmepumpe als kostengünstigere Alternative

Wenn Ihnen die Wasserstoff-Heizung zu risikobehaftet ist, kommt die Wärmepumpe vielleicht eher infrage. Sie heizt deutlich effizienter als eine Wasserstoff-, Gas- oder Ölheizung und benötigt dafür nur eine geringe Menge Strom. Daher reduzieren sich die Betriebskosten und die Amortisationszeit beträgt mit staatlichen Förderungen unter zehn Jahre. Ihr großer Vorteil: Sie nutzt regenerative Energiequellen wie die Wärme aus der Luft, dem Erdreich oder dem Grundwsser, die immer kostenlos zur Verfügung stehen.

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Häufig gestellte Fragen

Für wen eignen sich Wasserstoff-Heizungen?

Wasserstoff-Heizungen eignen sich für Eigenheimbesitzer:innen, die eine umweltfreundliche Heizlösung suchen und aktiv zum Klimaschutz beitragen wollen. Besonders attraktiv sind sie für Regionen, in denen die Wasserstoff-Infrastruktur ausgebaut wird.

Kann ich eine Wasserstoff-Heizung ohne Gasanschluss betreiben?

Dies ist prinzipiell möglich, da die Wasserstoff-Heizung auch nur mit reinem Wasserstoff betrieben werden könnte. Dafür wäre ein entsprechender Speicher oder Tank in Ihrem Haus erforderlich. Allerdings ist die Produktion von Wasserstoff so teuer, dass die Heizung nicht wirtschaftlich wäre. Daher wird in der Praxis eine Wasserstoff-Heizung in der Regel mit Gas betrieben.

Sind Wasserstoffheizungen gefährlich?

Wasserstoff ist ein leicht entzündliches Gas, daher müssen angemessene Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden, um Risiken zu minimieren. Wasserstoffheizungen gelten dennoch grundsätzlich als sicher, vorausgesetzt, sie werden nach den richtigen Sicherheitsstandards installiert, gewartet und betrieben.