Wie unterscheiden sich die verschiedenen Bauweisen?
Der Weg vom anfänglichen Traum bis zum fertigen Haus ist geprägt von vielen Entscheidungen. Noch vor der Wahl der Außenfarbe, der Finanzierung oder der Fliesen im Bad steht die elementarste Frage überhaupt: Für welche Bauweise entscheiden Sie sich? Wir stellen sie Ihnen vor.
Die Bauweise Fertighaus - beliebt seit dem 19. Jahrhundert
Fertighäuser eignen sich besonders, wenn Sie schnell zu Ihrem Traumhaus kommen möchten.
Bereits seit 1900, damals erfunden von Gustav Lilienthal, dem Bruder des berühmten Flugzeug-Pioniers Otto Lilienthal, ist das Fertighaus eine bestehende Konstante im deutschen Häuserbau. Anfangs galt der Haustyp Fertighaus als billige Alternative für diejenigen, denen das herkömmliche Massivhaus zu teuer oder zu zeitaufwendig erschien. In den letzten Jahrzehnten hat das Fertighaus allerdings stark an Beliebtheit zugelegt. Heute ist jeder fünfte Neubau in Deutschland ein Fertighaus und selbst anfängliche Kritiker sehen die Vorteile dieser Bauweise.
Was ist das Besondere am Fertighaus?
Wie der Name schon sagt, wird das Fertighaus in einem Werk vorgefertigt und muss auf dem Baugrundstück nur noch zusammengesetzt werden. Ein großer Vorteil des Fertighauses ist deshalb seine kurze Bauzeit - der Rohbau, der selbstverständlich wasserdicht ist, inklusive Dach steht so schon meist nach zwei Werktagen. Zwischen Vertragsschluss und Einzug liegt oftmals nur ein halbes Jahr.
Mythos Fertighaus: Dünne Wände und keine Keller?
Rund um das Fertighaus kursieren viele Mythen und gefährliches Halbwissen. Oft hört man, dass dünne, kaum belastbare Wände in Fertighäusern verbaut werden. Das stimmt so nicht. Bei der tragenden Wandkonstruktion von Fertighäusern setzen die Hersteller meistens auf Holz. Am häufigsten kommt massives Nadelholz zum Einsatz, welches dank seiner Eigenschaften für sichere Stabilität sorgt. In den letzten Jahren hat sich in der Bauweise von Fertighäusern einiges getan. Heutzutage bestehen Wände von Fertighäusern oft aus Ziegeln oder Leichtbeton. Qualitativ unterscheiden sich Fertighäuser und Massivhäuser somit kaum noch.
Auch Fertighäuser können einen Keller haben!
Oft hört man auch, dass es nicht möglich sei, ein Fertighaus zu unterkellern. Es ist richtig, dass eine Unterkellerung bei vielen Fertighäusern nicht inklusive ist. Dennoch steht Ihnen als Bauherr die Option offen, mit einem Kooperationspartner des Anbieters das Fertighaus zu unterkellern. Mit rund 40.000 Euro müssen Sie für einen Keller rechnen, dennoch lohnt sich die Investition in den meisten Fällen. Die dadurch entstehende Fläche kann als Wohnraum, Arbeitszimmer oder Hobbyraum ideal genutzt werden.
Dämmung
Die Dämmung in modernen Fertighäusern ist extrem gut. Viele Fertighäuser sind deshalb Energiesparhäuser, wie beispielsweise Passivhäuser oder KfW-Effizienzhäuser. Auf Wunsch des Bauherrn lässt sich ein Fertighaus auch zum Plusenergiehaus ausbauen, einem Haus also, das mehr Energie produziert, als es verbraucht.
Individualität statt Massenware
Heutzutage ist so gut wie jedes Fertighaus ein Unikat. Häuser als Massenware gehören längst der Vergangenheit an. Meist werden gewisse Rahmenbedingungen durch den Anbieter vorgegeben. In sogenannten Musterhäusern können sich zukünftige Bauherren ein Bild von ihrem zukünftigen Haus machen. Diese Häuser zeigen einerseits, in welchem Rahmen eine Individualisierung vollzogen werden kann und dienen andererseits als Inspirationsquelle. Von der Architektur, über die Innenausstattung bis hin zum Grundriss – die Möglichkeiten der individuellen Anpassung sind enorm vielfältig.
Vor- und Nachteile von Fertighäusern
Vorteile
Nachteile
niedrige Baukosten
teilweise geringere Wärmespeicherfähigkeit der Wände
Baukosten sind im Vorfeld festgelegt
Materialwahl begrenzt
kurze Bauzeit
häufig niedriger Wiederverkaufswert
Musterhäuser als Beispielobjekte
Luftdichtigkeit kann problematisch sein
Haustechnik aufeinander abgestimmt
minimiertes Witterungsrisiko während des Baus
Die Bauweise Massivhaus
Die Massivbauweise ist in Deutschland wohl die gängigste Art, ein Haus zu bauen. Neben der individuellen Hausplanung, entweder vom Bauherrn selbst oder in Absprache mit einem Architekten, punktet das Massivhaus vor allem mit guter Qualität, einem angenehmen Raumklima und einem hohen Wiederverkaufswert. Doch die Massivbauweise hat auch Nachteile. Gerade im Vergleich zum Fertighaus ist die gesamte Bauphase um einiges länger. Die Bauzeit variiert je nach Größe und Ausstattung zwischen fünf und acht Monaten. Gerade die Rohbauphase, die beim Massivhaus durch die Arbeit vor Ort gerne bis zu vier Wochen in Anspruch nehmen kann, zieht die gesamte Bauzeit in die Länge. Zum Vergleich: Der Rohbau eines Fertighauses steht meist schon nach zwei bis drei Tagen. Bei der Dauer des Innenausbaus sowie der Unterkellerung unterscheiden sich die beiden Bauarten allerdings kaum.
Einer der größten Vorteile des Massivhauses ist die Möglichkeit der individuellen Gestaltung.
Ziegel oder Kalksandstein? Die Materialwahl beim Massivhaus
Als Bauherr haben Sie freie Hand beim Grundriss und der Größe, aber auch bei der Wahl der Baumaterialien. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen den vier gängigsten Steinen für den Hausbau: Ziegel, Kalksandstein, Porenbeton und Leichtbaustein. Jeder Steintyp hat Vor- und Nachteile, deshalb ist die Wahl des richtigen Materials durchaus wichtig für den gesamten Hausbau. Der Ziegelstein, der aus Lehm und Ton gebrannt wird, ist der Klassiker, der seit Jahrhunderten Verwendung findet. Dank seiner feuchteregulierenden Eigenschaften und guten Schall- und Wärmedämmung ist er auch heute noch sehr beliebt.
Unterschiede bei Dämmwirkung und Schallschutz
Der Porenbetonstein besteht aus einer Mischung aus Aluminiumpulver, Kalk, Quarzsand und Zement. Das Aluminiumpulver sorgt dafür, dass die Masse aufbläht. Dadurch bilden sich viele kleine Poren. Der Porenbetonstein ist vor allem für seine Dämmwirkung bekannt. Wenn Sie Porenbeton verwenden möchten, müssen Sie allerdings Abstriche beim Schallschutz machen, ganz im Gegenteil zum Kalksandstein. Letzterer ist sehr massiv und schwer, die ideale Voraussetzungen für besten Brand- und Schallschutz. Der Leichtbaustein ist wohl der innovativste der hier aufgeführten Steine. Er verbindet die Eigenschaften verschiedener Materialien miteinander. Der Außenkern besteht aus einer Kombination aus Zement und Blähton beziehungsweise Bims. Im Steininneren befindet sich ein Dämmkern. Der Leichtbaustein liefert so die beste Kombination aus Schall- und Wärmeschutz.
Vor- und Nachteile von Massivhäusern
Vorteile
Nachteile
besserer Schallschutz
vergleichsweise lange Bauzeit
bessere Winddichtigkeit
höhere Baukosten
frei planbarer Grundriss
längere Trocknungszeit
ausgeglichenes Raumklima
hoher Wiederverkaufswert
individuelle Hausplanung
Die Bauweise Holzhaus
Holzhäuser sind nach wie vor sehr gefragt. Optisch gesehen kommt Holz nie aus der Mode. Ganz egal, ob Sie es lieber rustikal oder modern mögen – das Holzhaus lässt sich je nach Belieben planen und ist zusätzlich relativ günstig, nachhaltig und ökologisch. Grundsätzlich wird zwischen zwei verschiedenen Bauweisen unterschieden: der Rahmenbauweise und der massiven Bauweise. Bei der Rahmenbauweise sorgt ein Ständerwerk aus Holz für die vertikale Aussteifung des Gebäudes. Durch die Beplankung mit Holzplatten wird auch horizontale Stabilität garantiert. Eine Unterart der Rahmenbauweise ist der Holztafelbau. Der Unterschied liegt bei der Anzahl industriell vorgefertigter Teile, die bei dem Holztafelbau deutlich höher ist.
Beim Massivbau aus Holz besteht die gesamte tragende Konstruktion aus Holzelementen.
Blockhaus und Holzfassade
Die meisten Fertighäuser in Deutschland setzen auf den Holztafelbau. Der Klassiker ist der Blockhausbau, bei dem große Balken miteinander verschränkt werden und so eine stabile Fassade entsteht. Das bekannte Fachwerkhaus und der Strohballenbau sind ebenfalls Bauvarianten des Holzbaus. Wenn Ihnen die Holzoptik gefällt, Sie aber dennoch auf die Vorteile eines herkömmlichen Massivbaus nicht verzichten wollen, ist die Holzfassade wahrscheinlich die perfekte Mischung. So kann einem aus Stein gebauten Massivhaus der moderne Look eines Holzhauses verliehen werden.
Holz ist nicht gleich Holz – die Materialwahl bei Holzhäusern
Holz ist ein Naturprodukt und unterliegt deshalb strengen Normen. Zudem verhält sich jedes Holz anders. Rahmenbedingungen und Regeln sind somit notwendig, um Holz als Industrieprodukt zu vereinheitlichen. Laut DIN 1052 sind für tragende Zwecke in der Kategorie Nadelhölzer beispielsweise Fichte, Kiefer, Lärche und Douglasie erlaubt. Buche, Eiche, Teak und Merbau sind Beispiele für Laubhölzer, die für tragende Zwecke verbaut werden dürfen. Dennoch muss jedes Holz nochmals auf seine Zulässigkeit überprüft werden. Die Abstände von Jahresringen dürfen beispielsweise nur eine bestimmte Maximalgröße aufweisen und auch die Feuchtigkeit unterliegt strengen Regeln.
Vor- und Nachteile von Holzhäusern
Vorteile
Nachteile
Holz ist flexibel einsetzbar
niedriger Wiederverkaufswert
kurze Bauzeit dank industrieller Vorfertigung
höhere Versicherungssummen
natürliche Feuchtigkeitsregelung
chemische Behandlung wegen Feuerwiderstand oder Schädlingen möglich
Verwendung von regionalen Baustoffen möglich
intensive Pflege nötig
nachwachsender Rohstoff
schlechterer Schallschutz
natürliche Wärmedämmung
Welche Bauweise passt zu mir?
Bauzeit Rohbau
Baukosten
Individuell planbar
Keller möglich
Musterhaus/Katalog
Fertighaus
1 - 3 Tage
ab ca. 250.000 Euro
Ja, aber Einschränkungen
Ja
Ja
Massivhaus
3 - 4 Wochen
etwa 320.000 Euro
Ja
Ja
Nein
Holzhaus
1 - 4 Wochen
ab ca. 90.000 Euro
Ja, aber Einschränkungen
Ja
Nein, außer Fertighaus
Selbstverständlich sind die hier angegebenen Werte reine Richtlinien. Je nach Größe, Lage und Auswahl der Materialien variieren die Preise und die Bauzeit.
Vorschriften beim Hausbau: Die Energiesparverordnung (EnEV)
Die Energiesparverordnung hat besonders nach ihrer Verschärfung für alle Neubauten im Jahr 2016 erneut für Aufsehen gesorgt. Neu gebaute Häuser, ganz egal, ob Fertig-, Massiv- oder Holzhaus, müssen gewisse Energievorschriften erfüllen, um rechtmäßig zugelassen zu werden. Grund hierfür ist das Bestreben der Bundesregierung, bis 2050 einen klimaneutralen Gebäudebestand in Deutschland zu haben. Es gilt also, die Freisetzung von Kohlenstoffdioxid zu kompensieren beziehungsweise vollständig zu vermeiden. Das EnEV schreibt eine Reihe von Pflichten, beispielsweise die Wärmedämmung für Dachböden, vor. Seit 2014 wird ein Bußgeld in Höhe von 50.000 Euro bei Verstößen verhängt. Das Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG) schreibt zudem vor, dass die bevorzugte Stromeinspeisung aus erneuerbaren Quellen erfolgen muss. Ist der Hausbau also vielleicht die richtige Zeit, um über eine Solaranlage nachzudenken?
Förderungsmittel für den Hausbau
Ganz egal, für welche Bauweise Sie sich letzten Endes entscheiden, eine solide Baufinanzierung in Kombination mit Förderungsmitteln sind die finanziellen Grundsteine bei jedem Häuserbau. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bietet einen zinsgünstigen Kredit für den Hausbau, aber auch für den Kauf einer bestehenden Immobilie oder einer energieeffizienten Sanierung. Mit dem Wohngebäude-Kredit 261, 262 erhalten Sie je nach KfW-Effizienhaus-Standard ein Darlehensbetrag von bis zu 120.000 Euro je Wohnung bei einem Tilgungszuschuss von 15 bis 50 Prozent.
Doch auch Bundesländer, Kommunen oder die Kirche fördern das Bauen eines Eigenheims. Die Kriterien, wann Sie von einer Förderung profitieren, sind unterschiedlich und müssen je nach Fall begutachtet werden. Das noch bis zum 31.12.2023 geltende Baukindergeld unterstützt Familien mit einem Zuschuss in Höhe von 1.200 Euro pro Kind und Jahr beim Kauf oder Bau des ersten Eigenheims. Auch wenn es eine Zeit braucht, sich durch die Förderungsprogramme zu lesen - für jeden Hausbau gibt es mit Sicherheit die richtige Förderung.
Fertig-, Massiv- oder Holzhaus – Die Kosten im Überblick