Wohnungspreise auf Rekordkurs: Wo Käufer tief in die Tasche greifen müssen
Neubauwohnungen werden in den meisten Regionen Deutschlands teurer. Experten sehen sowohl Anzeichen für eine Entspannung des Immobilienmarkts als auch anhaltende Herausforderungen.
Im zweiten Quartal 2025 sind die Kosten für Neubauwohnungen in etwa 75 Prozent aller Städte und Landkreise im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. In einigen Regionen betrug der Anstieg sogar mehr als 30 Prozent. Das geht aus dem aktuellen Immobilienpreisindex von Empirica Regio hervor. Die Analyse basiert auf umfangreichen Daten der Value AG, die Informationen von über 100 Immobilienplattformen wie Immoscout24, Immowelt und Immonet auswertet.
Starker Preiszuwachs in München und Umgebung
Die bayerische Landeshauptstadt München führt gemeinsam mit dem angrenzenden Landkreis die Liste der teuersten Regionen für Neubauwohnungen in Deutschland an. Auch die umliegenden Landkreise Starnberg, Garmisch-Partenkirchen, Miesbach, Dachau, Fürstenfeldbruck und Ebersberg gehören zu den zehn kostspieligsten Wohnlagen im Bundesgebiet.
Der aktuelle Index verdeutlicht aber auch große regionale Unterschiede am Immobilienmarkt: Während in Starnberg die Preise für Neubauwohnungen binnen eines Jahres um 5,6 Prozent gestiegen sind, verzeichnete der benachbarte Landkreis Miesbach ein Minus von 8,5 Prozent.
Größter Preissprung in Potsdam – Nordfriesland verzeichnet Rückgang
Außerhalb Bayerns zählen Städte wie Hamburg, Frankfurt, Freiburg, Stuttgart und Düsseldorf weiterhin zu den teuersten Märkten für Neubauwohnungen. Den stärksten Preisanstieg innerhalb eines Jahres registrierte jedoch Potsdam: dort gingen die Preise um 11,7 Prozent nach oben.
Im Gegensatz dazu sanken die Preise in Nordfriesland, zu dem auch Sylt gehört, um 9,5 Prozent – ein markanter Rückgang, zumal die Region im Vorjahr noch zu den vier teuersten Deutschlands zählte.
Einfamilienhäuser in Berlin günstiger als Eigentumswohnungen
Bemerkenswert in Berlin: Die Quadratmeterpreise für Einfamilienhäuser liegen in der Hauptstadt derzeit unter denen von Eigentumswohnungen, wie eine Analyse von Immowelt und Immoscout zeigt. Dieses Muster lässt sich zwar auch in anderen Regionen beobachten, tritt in Großstädten wie Hamburg oder München jedoch nicht auf. In Berlin dürfte die Ursache vor allem in der starken Nachfrage nach zentral gelegenen Wohnungen liegen, die deren Preise besonders in die Höhe treibt – obwohl Einfamilienhäuser meist mehr Fläche und Wohnkomfort bieten.
Schwieriges Marktumfeld, aber Anzeichen für Entspannung
Zwar zeigen die aktuellen Zahlen insgesamt einen anhaltenden Aufwärtstrend auf dem Wohnimmobilienmarkt, doch die Einschätzungen der Experten fallen unterschiedlich aus. Reiner Braun, Geschäftsführer von Empirica Regio, warnt laut Handelsblatt vor Schwierigkeiten: „Wer kaufen will, steht vor ernsthaften Schwierigkeiten.“ Als Hauptursache nennt er strukturelle Entwicklungen – etwa die Baukosten, die seit zwei Jahrzehnten deutlich stärker steigen als die Inflationsrate. Dieser Effekt sei lange durch niedrige Zinsen verdeckt worden.
Demgegenüber sieht Tobias Just, Professor für Immobilienwirtschaft an der Universität Regensburg, erste positive Signale: „Die schwierigste Phase nach Zinswende und Neubewertungen scheint überstanden“, erklärte er gegenüber dem Handelsblatt. Käufer:innen könnten nun wieder aktiver auf die Suche gehen. Der Markt gewinnt aus Sicht vieler Beobachter wieder an Stabilität – das erleichtert Investitionsentscheidungen.
Auch Robert Wagner, Geschäftsführer von Immowelt, sieht im aktuellen Marktumfeld Chancen: „Das derzeitige Marktumfeld bietet trotz leicht steigender Preise weiterhin ein sehr gutes Zeitfenster für Käufer“, äußerte er sich laut Berliner Morgenpost. Die Konkurrenz am Markt sei deutlich geringer als in den Boomjahren, und viele Verkäufer:innen zeigten sich wieder verhandlungsbereiter: „Wer jetzt kauft, hat deutlich mehr Spielraum bei Preisgesprächen als noch vor einigen Jahren.“