Wohnen ist im letzten Jahr günstiger geworden, sowohl für Mieter:innen als auch für Käufer:innen. Das hat das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) mit Daten des Postbank Wohnatlas berechnet. Demnach ist die Einkommensbelastung für die Finanzierung einer Eigentumswohnung um durchschnittlich 5 Prozent gesunken, von 24,5 Prozent auf 19,4 Prozent. Auch der Anteil des Einkommens an der Nettokaltmiete ist gesunken, allerdings nur von 14,4 auf 14,1 Prozent. In 37 Regionen war es 2023 sogar günstiger, eine Eigentumswohnung zu finanzieren als zur Miete zu wohnen. In Metropolen ist die Einkommensbelastung beim Kauf oft höher, allerdings sank sie im letzten Jahr auch dort. Manuel Beermann, verantwortlich für das Immobiliengeschäft der Postbank, sagt dazu:
„Gesunkene Kaufpreise und gestiegene Einkommen machen es für Durchschnittsverdiener*innen in vielen Regionen leichter, eine Eigentumswohnung zu finden, die idealerweise nur ein Viertel des Haushaltsnettoeinkommens für die Finanzierung bindet.“
Hier ist kaufen günstiger als mieten
Laut dem Postbank Wohnatlas gab es letztes Jahr 260 Regionen, in denen durchschnittlich weniger als 20 Prozent des Einkommens für die Kreditzahlung einer Eigentumswohnung ausgegeben werden mussten. In 37 Regionen lohnt sich der Wohnungskauf mehr als das Mieten. Spitzenreiter sind dabei ländliche Regionen in ostdeutschen Bundesländern. Im Landkreis Elbe-Elster in Brandenburg liegt der Einkommensanteil bei der Eigentumsfinanzierung 2,8 Prozentpunkte unter dem einer vergleichbaren Miete.
Landkreis / Stadt | Bundesland | Anteil Finanzierung Kauf | Anteil Miete |
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Elbe-Elster, Landkreis | Brandenburg | 8,4 % | 11,3 % |
Altenburger Land, Landkreis | Thüringen | 8,5 % | 11,2 % |
Vogtlandkreis, Landkreis | Sachsen | 8,0 % | 10,6 % |
Dessau-Roßlau, Stadt | Sachsen-Anhalt | 10,4 % | 12,9 % |
Greiz, Landkreis | Thüringen | 7,9 % | 10,3 % |
In Metropolen ist die Kreditbelastung höher
In Metropolen oder Ferienregionen geben die Menschen einen durchschnittlich höheren Anteil ihres Haushaltseinkommens fürs Wohnen aus. In den größten sieben deutschen Städten lag der Anteil des Einkommens für die Nettokaltmiete 2023 durchschnittlich bei 22,3 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr sank er leicht um 0,2 Prozentpunkte. Der Einkommensanteil für die monatlichen Kreditraten für die Eigentumswohnung lag in den Top-7-Städten im Durchschnitt bei 38,3 Prozent. Damit ist der Unterschied der Einkommensbelastung beim Kauf 20 Prozent höher als bei der Miete. Allerdings sank die Kreditbelastung im Vergleich zum Vorjahr auch stärker, nämlich um 10, 7 Prozent.
Stadt | Anteil Finanzierung Kauf | Anteil Miete |
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München | 46,7 % | 25,8 % |
Berlin | 46,4 % | 26,4 % |
Hamburg | 41,5 % | 20,6 % |
Frankfurt am Main | 39,7 % | 22,6 % |
Potsdam | 37,5 % | 21,0 % |
Viele Möglichkeiten mit geringem Aufpreis bei Eigentum
Sind Käufer:innen bereit, einen etwas höheren Anteil ihres Einkommens für den Eigentumserwerb zu zahlen als für eine vergleichbare Miete, haben sie mehr Möglichkeiten. Mit einem Zuschlag bis zu 5 Prozent kommen laut Postbank Wohnatlas 189 weitere Regionen in Frage. Davon befinden sich 45 Regionen in Nordrhein-Westfalen, 30 in Niedersachsen, 26 in Bayern, 25 in Rheinland-Pfalz und 22 in Baden-Württemberg. Wohneigentum bietet zudem Vorteile.
„Eigentümer*innen betreiben im Gegensatz zu Mieter*innen einen Vermögensaufbau. Das rechtfertigt in der Regel einen Aufpreis“, erklärt Postbank-Experte Beermann. „Immobilienbesitz ist immer auch eine Absicherung für das Alter und macht unabhängig von künftigen Mietpreissteigerungen.“ Bei einer Kaufentscheidung seien die individuelle Lebensplanung und die persönliche finanzielle Situation entscheidend, so Beermann. Bei der Berechnung des HWWI sind außerdem wichtige Faktoren wie der energetische Standard oder der Renovierungsbedarf einer Immobilie nicht berücksichtigt worden.