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Stationäre Pflege wird unbezahlbar: Eigenanteile erreichen neuen Höchstwert

Lesezeit: 3 min Claudia Mühlbauer

Die Eigenanteile für stationäre Pflege in Deutschland überschreiten erstmals 3.100 Euro pro Monat. Experten kritisieren die hohe Belastung und fordern Reformen – Bund und Länder arbeiten an Vorschlägen.

Blick auf eine Seniorin im Rollstuhl, die in einem hellen Raum aus dem Fenster blickt

Pflegebedürftige zahlten mit Stand vom 1. Juli 2025 im ersten Jahr eines Heimaufenthalts durchschnittlich 3.108 Euro pro Monat aus eigener Tasche. Das zeigen aktuelle Zahlen des Verbands der Ersatzkassen (vdek). Gegenüber dem Jahresbeginn war das ein Anstieg um 124 Euro – innerhalb eines Jahres hat sich der durchschnittliche Eigenanteil sogar um 237 Euro erhöht. Die finanzielle Belastung für Betroffene und Angehörige wird damit immer größer.

Besonders hoch waren die Pflegekosten im ersten Jahr in Bremen (3.449 Euro) und Nordrhein-Westfalen (3.427 Euro). Am günstigsten war ein Heimplatz in Sachsen-Anhalt (2.595 Euro) und Mecklenburg-Vorpommern (2.752 Euro).

Mehrkosten trotz Entlastungszuschlägen

Grund für diese Entwicklung waren laut vdek steigende Personal- und Lebenshaltungskosten. Der durchschnittliche Eigenanteil allein für die Pflege und Betreuung lag Anfang Juli bei 1.862 Euro – das waren 184 Euro mehr als noch Mitte 2024. Auch die Ausgaben für Unterkunft und Verpflegung sind auf 1.018 Euro im Monat gestiegen – im Jahresvergleich ein Plus von 63 Euro.

Seit 2022 erhalten Pflegebedürftige gestaffelte Zuschläge, die mit zunehmender Aufenthaltsdauer im Heim steigen: 15 Prozent im ersten Jahr, 30 Prozent im zweiten, 50 Prozent im dritten und 75 Prozent ab dem vierten Jahr. Doch selbst mit dem höchsten Zuschlag steigen die Eigenanteile weiter – eine echte Entlastung ist kaum spürbar.

Kritik und Reformforderungen

Ulrike Elsner, Vorstandsvorsitzende des vdek, kritisiert die anhaltend steigenden Eigenanteile. Sie fordert eine stärkere finanzielle Beteiligung der Länder, insbesondere bei Investitions- und Ausbildungskosten. Deren Übernahme könnte laut Verband zu einer Entlastung von durchschnittlich 507 Euro monatlich führen.

Ähnliche Forderungen kommen von Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, der zudem für eine Deckelung der reinen Pflegekosten auf 1.000 Euro pro Monat plädiert. Zusatzkosten für Komfort, Unterkunft und Verpflegung sollten laut Brysch aber weiterhin individuell getragen werden.

Gesundheitsökonom Jürgen Wasem von der Universität Duisburg-Essen unterstützt als Vorsitzender des Expertenrats „Pflegefinanzen“ das Modell einer privaten Pflege-Plus-Versicherung – eine verpflichtende, kapitalgedeckte Zusatzversicherung, bei der Menschen mit geringem Einkommen finanziell entlastet werden.

Bund und Länder arbeiten an Lösungen – Probleme gehen tief

Bund und Länder haben eine gemeinsame Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die bis Ende des Jahres konkrete Vorschläge zur Entlastung erarbeiten soll. „Pflege darf kein Armutsrisiko sein“, betonte Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU). Gleichzeitig müsse die Pflegeversicherung stabilisiert werden – doch angesichts fehlender Mittel drohen ab 2026 Beitragserhöhungen für Pflegeversicherte.

Der Bundesrechnungshof weist in einem Bericht für den Bundestag auf strukturelle Probleme hin: Obwohl nur rund 12,6 Prozent der Pflegebedürftigen vollstationär versorgt werden, flossen 2024 rund 30 Prozent der Ausgaben der Pflegeversicherung in diesen Bereich. Auch die Entlastungszuschläge gelten als Kostentreiber – für dieses Jahr wird ein Anstieg auf 7,3 Milliarden Euro erwartet.

Bereits diskutierte Reformideen reichen von einer vollständigen Steuerfinanzierung über eine Deckelung der Eigenanteile bis hin zu einer Pflegevollversicherung. Der Sozialverband Deutschland warnt: „Pflegebedürftigkeit darf die Menschen nicht zum Sozialfall werden lassen.“ Die Pflegekassen fordern vom Bund zusätzlich eine Erstattung von Ausgaben aus der Corona-Zeit sowie eine Übernahme der Rentenbeiträge für pflegende Angehörige. Der Bundesrechnungshof äußert sich skeptisch: „Es fehlt nicht an Erkenntnissen, sondern am Willen zur Umsetzung.“

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