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Zwischen Spitzenklasse und Nachholbedarf: So unterschiedlich ist die Pflege in Heimen

Lesezeit: 3 min Claudia Mühlbauer

Die Qualität in deutschen Pflegeheimen variiert stark je nach Region. Eine neue Studie deckt Defizite bei Medikamenten, Diabetes-Vorsorge und Sturzrisiken auf.

Senior im Rollstuhl blickt aus den bodentiefen Fenstern eines Gebäudes nach draußen

Die Pflegequalität in deutschen Heimen weist deutliche regionale Unterschiede auf. Das geht aus einer aktuellen Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) hervor. Untersucht wurden unter anderem die langfristige Verordnung von Schlaf- und Beruhigungsmitteln, die augenärztliche Versorgung bei Pflegebedürftigen mit Diabetes und die Häufigkeit sturzbedingter Krankenhausaufenthalte.

Die Analyse für den „Qualitätsatlas Pflege“ basiert auf Abrechnungsdaten der elf AOK-Gliederungen, die rund ein Drittel der Bevölkerung versichern. Dabei wurden sowohl Daten aus der Kranken- als auch aus der Pflegeversicherung berücksichtigt. Insgesamt flossen Informationen von etwa 350.000 Pflegeheimbewohner:innen ab 60 Jahren in die Untersuchung ein.

Dauerverordnung von Schlaf- und Beruhigungsmitteln bleibt Problem

Dem Bericht zufolge ist die Dauerverordnung von Medikamenten wie Benzodiazepinen und ähnlichen Substanzen bundesweit ein weit verbreitetes Problem. Diese Mittel wirken kurzfristig beruhigend, schlaffördernd und angstlösend, bergen bei längerer Einnahme aber erhebliche Risiken – darunter Abhängigkeit, erhöhte Sturzgefahr, Angstzustände und Depressionen.

Im Jahr 2023 erhielten 7,14 Prozent der Pflegeheimbewohner:innen solche Präparate dauerhaft. Auffällig sind die Unterschiede zwischen den Bundesländern: Die Analyse zeigt eine deutlich höhere Häufigkeit risikoreicher Dauerverordnungen in Westdeutschland als in Ostdeutschland. Während im Saarland fast 16 Prozent der Bewohner:innen betroffen waren, lag der Anteil in Sachsen-Anhalt nur bei annähernd 3 Prozent.

Lücken bei der augenärztlichen Betreuung von Diabetikern

Auch bei der augenärztlichen Betreuung von Diabetikern zeigt die Analyse deutliche Mängel. Über 79 Prozent der betroffenen Heimbewohner:innen wurden im Jahr 2023 nicht augenärztlich untersucht. Dabei ist ein leichtes Süd-Nord-Gefälle auszumachen: In Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Bayern zählen mehr als ein Drittel der Kreise zu den Regionen mit den höchsten Werten. Deutlich besser schnitten dagegen Berlin, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein ab.

Medikamente beeinflussen Sturzrisiko und Klinikaufenthalte 

Das WIdO untersuchte außerdem, wie oft Heimbewohner:innen wegen Stürzen ins Krankenhaus mussten, wenn sie Medikamente einnahmen, die das Sturzrisiko erhöhen können. Dazu zählen Antidepressiva, Antipsychotika, Hypnotika/Sedativa, Benzodiazepine und Anxiolytika.

Die Analyse zeigt, dass 16,23 Prozent der Personen, die solche Mittel erhielten, wegen eines Sturzes in einer Klinik behandelt werden mussten – mehr als jeder sechste Betroffene. Auch hier zeigen sich regionale Unterschiede: In Mecklenburg-Vorpommern lag der Anteil mit knapp 13 Prozent vergleichsweise niedrig, während er in Rheinland-Pfalz mit 18,45 Prozent deutlich höher war.

Besonders auffällig sind einzelne Landkreise, in denen mehr als ein Viertel der Bewohner:innen mit riskanter Medikation sturzbedingt ins Krankenhaus musste – darunter ein Kreis in Rheinland-Pfalz sowie zwei Kreise in Bayern, mit Werten zwischen 25,10 und 33,54 Prozent. Am anderen Ende der Skala stehen Landkreise in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, wo nur etwa jeder zehnte Betroffene sturzbedingt im Krankenhaus behandelt werden musste.