Ab Januar 2025 müssen alle Stromanbieter dynamische Strompreise in ihr Angebot aufnehmen. Für Verbraucher:innen erweitert sich dadurch das Angebot an variablen Strompreismodellen und Haushalte profitieren von einer breiten Verfügbarkeit. Dass sich dynamische Stromtarife langfristig durchaus lohnen, zeigt eine neue Erhebung des Forums Ökologisch Soziale Marktwirtschaft e.V. im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv).
Sparpotenzial vor allem bei höherem Verbrauch
Die Studie des vzbv, die am 30. Oktober 2024 veröffentlicht wurde, untersuchte, welches Tarifmodell für Haushalte am günstigsten ist. Das Ergebnis zeigt, dass dynamische Tarife überwiegend die kostengünstigste Wahl sind – und zwar auch dann, wenn stromintensive Geräte wie Waschmaschinen oder Trockner nicht gezielt in Zeiten niedrigerer Strompreise genutzt werden. Besonders für Haushalte mit mittlerem bis hohem Stromverbrauch bieten dynamische Tarife Einsparpotenziale.
Laut der Erhebung ergibt sich bei einem Jahresverbrauch von 2.900 kWh eine Einsparung von rund 32 Euro. Haushalte mit einem Verbrauch von 5.800 kWh können jährlich bis zu 130 Euro sparen. Noch höhere Einsparungen zeigen die Studienergebnisse, wenn der Stromverbrauch aktiv an günstigere Preiszeiten angepasst wird. Für Haushalte mit einem sehr niedrigen Jahresverbrauch von rund 1.800 kWh lohnt sich der Umstieg auf einen dynamischen Tarif jedoch weniger. In diesem Fall zeigt die Erhebung, dass der Vorteil von variablen Tarifen nahezu entfällt.
Steuerung durch Angebot und Nachfrage
Dynamische Strompreise orientieren sich an der tagesaktuellen Nachfrage und Stromproduktion. Sie sind stündlich variabel und bieten günstigere Tarife, wenn die Nachfrage gering und die Stromproduktion hoch ist, etwa bei starkem Wind oder Sonnenschein. Verbraucher:innen zahlen keinen festen Preis, sondern einen, der täglich neu berechnet wird. Basis hierfür ist der sogenannte Day-Ahead-Preis – der Strompreis, der an der Pariser Strombörse Epex für jede Stunde des kommenden Tages in Deutschland errechnet wird. Dazu kommen feste Gebühren wie Stromnetzgebühren, Steuern, Abgaben und Umlagen.
Daniel Puschmann, Sprecher der Geschäftsführung des Vergleichsportals Verivox, bewertet dynamische Stromtarife als eine sinnvolle Marktoption. Sie bieten Verbraucher:innen die Möglichkeit, ihren Stromverbrauch gezielt in Zeiten geringerer Nachfrage zu verlagern. Der Vorteil liegt laut Puschmann auf der Hand: „Dann lastet das die Stromnetze besser aus“, erklärte er gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Für die Nutzung dynamischer Stromtarife benötigen Verbraucher:innen jedoch einen sogenannten Smart Meter – einen intelligenten Stromzähler, durch den der Stromverbrauch per App nachverfolgt und gesteuert werden kann. Ab 2025 erhalten Besitzer:innen von Photovoltaikanlagen und Haushalte mit einem jährlichen Verbrauch von mehr als 6.000 kWh automatisch einen Smart Meter.
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Eine Umfrage von forsa zeigt, dass es noch immer ein beachtliches Informationsdefizit gibt. Demnach kennen 53 Prozent der Haushaltsentscheider:innen dynamische Stromtarife noch nicht. Hochgerechnet auf die Gesamthaushalte in Deutschland würde das rund 19 Millionen Haushalte betreffen. 81 Prozent der Befragten fühlen sich zu diesem Thema noch immer eher schlecht oder überhaupt nicht informiert.
Jutta Gurkmann, Geschäftsbereichsleiterin beim vzbv, kritisiert die mangelnde Transparenz und die oft unverständlichen Tarifstrukturen von dynamischen Stromtarifen. Die Stiftung Warentest weist zudem darauf hin, dass dynamische Strompreise bei einem dauerhaft hohen Preisniveau teurer werden können als herkömmliche Tarife. Daher empfiehlt sie, nur Tarife mit einer maximalen Vertragslaufzeit von vier Wochen abzuschließen.