Was sollten Sie beim barrierefreien Badumbau beachten?
Bäder ohne Barrieren ermöglichen Menschen mit Einschränkungen sich allein und individuell der eigene Körperhygiene zu widmen – und letztendlich auch, länger im eigenen Zuhause wohnen zu bleiben. Welche Umbaumaßnahmen dazugehören, wie Sie diese planen und was das kostet haben wir im Interview mit einem Experten besprochen.
Experteninterview zum barrierefreien Bad ansehen
Kapitelübersicht
00:34 Barrieren im Bad reduzieren & Unterschiede barrierearme, -freie, seniorengerechte Bäder
02:46 Übersicht Umbaumaßnahmen & Baugenehmigung
04:30 Badezimmersanierung planen
07:22 Kosten & Förderungen für den barrierefreien Badumbau
09:20 Angehörige unterstützen
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„Sanft ist immer ganz wichtig und den besten Einstieg mache ich, indem ich zuhöre, indem ich die Frage stelle, Mensch, wie geht es dir, was stört dich, was schränkt dich ein.“
Florian Stiebler ist Geschäftsführer der Seniovo GmbH – eine Fachfirma für barrierefreie und barrierearme Badumbauten mit jahrelanger Expertise. Die Berliner Firma möchte Menschen mit Einschränkungen dabei helfen, so lange wie möglich Zuhause wohnen zu bleiben.
Das Wichtigste zu Dauer, Kosten und Förderungen des barrierefreien Badumbaus
Dauer:
Umbau von Badewanne zu Dusche dauert ca. 2 Tage
ebenerdige Duschen 5- 7 Tage
Vollbadsanierung: 2 bis 4 Wochen
Umbaumaßnahmen:
Stufenabbau
Umbau Wanne zu Dusche
Waschbecken, Toilette erhöhen
barrierefreier Komplettumbau
Kosten:
Umbau Badewanne zu Dusche etwa 4.500 Euro
ebenerdige/barrierefreie Dusche ca. 12.000 Euro
Vollbadsanierung ab 20.000 Euro
Förderung:
4.180 Euro Zuschuss pro Person mit Pflegegrad
KfW-Zuschüsse und regionale Programme
„Es macht Sinn, nach der Inspiration das Gespräch mit den Fachfirmen zu suchen. Manche Baumärkte bieten das direkt bei sich an, so im Rahmen des Handwerkerservice. Aber dann gibt es natürlich den Fachbetrieb oder eben den spezialisierten Anbieter von solchen Umbauten wie uns, an die ich mich wenden kann, um eine erste Planung durchzuführen.“
Das Expertengespräch zum barrierefreien Badumbau nachlesen
Aroundhome: Hallo und herzlich willkommen zu unserem Expertengespräch zu dem Thema, das Badezimmer barrierefrei oder barrierearm umzubauen. Lassen Sie uns doch direkt starten. Wie können erstmal Barrieren im Badezimmer reduziert werden?
Florian Stiebler: Das richtet sich vor allem erstmal danach, was denn die Barriere ist. Barriere ist in vielen Fällen etwas Individuelles, was je nachdem, was für Einschränkungen ich habe, ganz unterschiedlich aussehen kann. Die klassische Barriere, die jeder erstmal im Kopf hat, wenn es ums Badezimmer geht, ist meistens die Badewanne. Das ist die größte Barriere mit einer Einstiegshöhe von 50 bis 60 Zentimetern, meistens so die erste Stufe, die man nicht mehr gut überwinden kann und entsprechend ist das so die erste Barriere und da empfiehlt es sich dann natürlich die Badewanne auszubauen und durch etwas Flaches zu ersetzen, in den meisten Fällen ist es eine Dusche.
„Barriere ist in vielen Fällen etwas Individuelles, was je nachdem, was für Einschränkungen ich habe, ganz unterschiedlich aussehen kann.“ (Florian Stiebler)
Es gibt aber auch ganz andere Barrieren, wir haben im Badezimmer zum Beispiel das Thema der Toilette, ganz klassisch haben wir da häufig auch Probleme, dass die zu tief hängt, man nicht mehr gut hochkommt. Waschbecken können häufig auch eine Barriere darstellen, wenn ich da nicht mehr gut rankomme, das heißt, wenn unten einfach nicht genug Platz ist oder sie nicht weit genug herausragen. Und generell gibt es dann drumherum natürlich jede Menge bauliche Elemente, die auch eine Barriere darstellen können. Das heißt, Barriere ist erstmal individuell und die Entfernung von Barrieren sieht häufig einen Austausch der Barriere durch etwas anderes vor.
Unterschiede barrierearme, -freie und seniorengerechte Bäder
Aroundhome: Jetzt gibt es unterschiedliche Begriffe, einmal barrierearm, seniorengerecht gibt es auch und natürlich barrierefrei. Wo liegt der Unterschied?
FS: Wenn wir über diese Begriffe reden, dann ist es erstmal so, dass barrierefrei das Einzige ist, was wirklich eine feststehende Bedeutung hat. Barrierefreie Bäder sind Bäder, die nach einer DIN-Vorgabe umgebaut sind. Da geht es dann vor allem darum, dass Rangierflächen hergestellt werden für Rollstuhlfahrer. Das heißt, ich muss genug Flächen haben, um den Rollstuhl seitlich von einer Toilette zum Beispiel platzieren zu können, damit sich jemand umsetzen kann. Ich brauche entsprechende Haltegriffe, Waschbecken müssen unterfahrbar sein und natürlich muss die Dusche ebenerdig gestaltet sein, damit ich dort rein und raus komme.
„Barrierefreie Bäder sind Bäder, die nach einer DIN-Vorgabe umgebaut sind. Da geht es dann vor allem darum, dass Rangierflächen hergestellt werden für Rollstuhlfahrer. " (Florian Stiebler, Seniovo)
Und bei seniorengerechten Bädern habe ich eben generell das gleiche Thema, allerdings haben wir da natürlich so ein paar gängige Themen, vor allem eben Duschen statt Badewannen, damit Sturzgefahren verringert werden, Waschbecken, die besser verwendbar sind für Menschen, die sich auch mal auf den Rollator setzen wollen, all solche Themen. Das heißt, da habe ich einen kleinen Überbegriff zumindest schon.
Umbaumaßnahmen zum barrierefreien Bad
Aroundhome: Und welche Umbaumaßnahmen sind notwendig, um ein Bad barrierefrei zu gestalten?
FS: In der Regel gehören zum Badumbau vor allem das Beseitigen von allen Stufen. Was wir bei barrierefrei haben, ist generell nur noch zulässige Stufen von so einem bis zwei Zentimetern, je nachdem, in welchem Bereich wir uns befinden, damit ich eben mit dem Rollstuhl dort drüber fahren kann. Dieser Rollstuhl muss dann im Badezimmer genug Freiflächen haben, um sich frei drehen zu können. Das heißt, ich brauche freie Flächen von 120 cm Mindestdurchmesser und muss dann eine ebenerdige Dusche herstellen, in die ich reinfahren kann mit dem Rollstuhl, aus der ich auch wieder herauskomme. Das heißt, die Dusche muss dann eben auch 120 cm im Umkreis wieder haben, um ein Wenden zu ermöglichen.
Und ich muss eben Flächen neben der Toilette herstellen, um mich umsetzen zu können. Das Ganze muss ich begleiten durch Klappgriffe, um dann eben auch einen Halt zu ermöglichen. Und natürlich müssen Waschbecken unterfahrbar sein. Da gibt es entsprechende Vorgaben der DIN, die dafür dann einfach umgesetzt werden müssen.
Baugenehmigung für den Badumbau
Aroundhome: Und wenn das jetzt DIN-Vorgaben sind, brauche ich dafür eine Baugenehmigung?
FS: Tatsächlich ist es so, dass ich in den meisten Fällen keine Baugenehmigung brauche, außer ich wohne zur Miete und dann brauche ich die Baugenehmigung des Vermieters. Wenn ich zum Eigentum wohne, ist es in der Regel so, dass ich keine offizielle Baugenehmigung brauche.
Aber wenn es sich zum Beispiel um eine Eigentumswohnung handelt, ich teilweise Gespräche führen muss mit zum Beispiel den Nachbarn, um eben sicherzustellen, dass die Arbeiten die Nachbarn nicht zu stark einschränken oder wenn zum Beispiel Rohre verlegt werden müssen, da auch ein Zugang ermöglicht wird. All solche Themen. Das heißt Baugenehmigung nur vom Vermieter, wenn ich zur Miete wohne. Ansonsten eher das Gespräch mit den Nachbarn, das gesucht werden muss.
Dauer des Badezimmerumbaus
Aroundhome: Sie hatten jetzt verschiedene Maßnahmen angesprochen, die Badewanne zu einer Dusche umbauen, die Toilette vielleicht etwas tiefer oder höher hängen. Wie lange dauert denn in der Regel eine Badezimmersanierung?
FS: Das hängt natürlich von der Größe der Sanierung ab. Generell ist es so, dass wir bei so dem klassischen Umbau von Badewanne zur Dusche davon reden, dass der mindestens zwei Tage dauert.
Wenn ich jetzt kleinere Maßnahmen habe, zum Beispiel Wechsel der Toilette oder Wechsel des Waschbeckens, geht das auch mal in einem Tag, aber bei zwei Tagen beginnt es in der Regel. Und dann, je nachdem, was ich noch zusätzlich durchführe, das Ganze sich nach oben steigert.
Ebenerdige Duschen liegen so bei circa fünf bis sieben Tagen. Wenn ich das Badezimmer wirklich komplett mache, also auch komplett neu fliesen lasse, die Möbel dort austauschen lasse und Ähnliches, dann bin ich schnell bei zwei bis vier Wochen. Das heißt, es steigert sich dann einfach, je nachdem, was ich mir alles dazu aussuche.
Ausweichmöglichkeiten für den Badumbau einplanen
Aroundhome: Wenn die Umbaumaßnahmen jetzt sehr lange dauern. Inwieweit muss ich dann Ausweichmöglichkeiten auch einplanen?
FS: Es ist so, dass das je nach Handwerker sehr unterschiedlich gehandhabt wird, wie viel Zugang zum Badezimmer ermöglicht wird. Bei uns ist es beispielsweise so, dass unsere Installateure speziell dafür geschult sind, die Badezimmer weitestgehend zugänglich zu lassen. Das heißt, wenn man dazwischen drin mal ans Waschbecken muss, mal auf die Toilette muss, ist das bis zu dem Punkt, wo die Toilette dann gerade ausgebaut ist, jederzeit möglich.
Die meisten Betriebe und gerade darauf spezialisierte Betriebe haben den Ansatz zu sagen, wenn wir abends das Badezimmer verlassen, stellen wir eine Benutzbarkeit wieder her. Das heißt, ich kann das Waschbecken nutzen, um mich mal schnell zu reinigen, kann höchstwahrscheinlich auch auf die Toilette gehen und habe entsprechend die Möglichkeit, das außerhalb der Arbeitszeiten definitiv zu nutzen.
„Die meisten Betriebe und gerade darauf spezialisierte Betriebe haben den Ansatz zu sagen, wenn wir abends das Badezimmer verlassen, stellen wir eine Benutzbarkeit wieder her." (Florian Stiebler)
Planung eines barrierefreien Badezimmers
Aroundhome: Wie gehe ich jetzt bei der Planung für einen Badumbau vor?
FS: Wie bei vielen anderen Projekten auch, sollte man in der Regel mit der Inspiration beginnen, also sich einfach erstmal so ein bisschen informieren, was ist denn alles möglich.
Da bietet es sich an, einfach erstmal in den Fachhandel zu gehen. Baumärkte sind eine gute Anlaufstelle. Dann macht es Sinn, aus dieser Inspiration heraus die Gespräche mit den Fachfirmen zu suchen. Manche Baumärkte bieten das direkt bei sich an, so im Rahmen des Handwerkerservice. Aber dann gibt es natürlich den Fachbetrieb oder eben den spezialisierten Anbieter von solchen Umbauten wie uns, an die ich mich wenden kann, um eine erste Planung durchzuführen.
Das geht meistens damit einher, dass sich das Badezimmer angeschaut wird. Man eben auch guckt, was ist denn möglich. Dann habe ich Wünsche und Möglichkeiten und kann die übereinanderlegen. Daraus entsteht in der Regel ein erstes Angebot.
Und wenn ich dann wirklich fest darin bin und sage, ja, das passt, dann würde das Ganze in der Regel in die Planung des Umbaus gehen. Wenn es zum Beispiel um die Beschaffung von Fördermitteln für so einen Umbau geht, würde das genau in dieser Phase stattfinden und wenn nicht, geht es dann in die Materialbeschaffung. Zu diesem Zeitpunkt macht man meistens auch die ersten Gespräche rund um das Thema Umbautermin, das heißt wann das Ganze stattfinden soll. Das bietet sich dann auch immer an als guter Zeitpunkt, um mal zu gucken, was Ausweichmöglichkeiten sind, um das Badezimmer vielleicht nicht so intensiv nutzen zu müssen in der Zeit.
Kosten für den barrierefreien Badumbau
„Der klassische Umbau von Badewanne zur Dusche, da sagen wir, liegt der Einstieg so in etwa bei 4.000 bis 4.500 Euro, und dann ist es natürlich so, dass da nach oben wenig Grenzen gesetzt sind.“ (Florian Stiebler)
Aroundhome: Was kostet denn ein Barrierefreies Bad?
FS: Die Kosten für den Badumbau hängen natürlich ganz stark von der Größe der Maßnahme ab, die ich dort umsetzen möchte. Wir haben jetzt häufig schon darüber gesprochen, dieser klassische Umbau Badewanne zur Dusche, da sagen wir, liegt der Einstieg so in etwa bei 4.000 bis 4.500 Euro und dann ist es natürlich so, dass da nach oben wenig Grenzen gesetzt sind, weil es davon abhängt, was für Produkte ich mir aussuche.
Die ebenerdige Dusche, also dann auch häufig die behindertengerechte Dusche oder die barrierefreie Dusche, die liegt bei so circa 12.000 Euro, das kann man ganz gut einschätzen.
Und gerade wenn wir über Vollbadsanierung reden, kann es nach oben wirklich dann in deutlich größere Bereiche gehen. Wir hatten auch schon Umbaumaßnahmen von 35.000 Euro. Da muss man aber sagen, da reden wir auch immer schon von Luxussanierung, wo dann wirklich sehr individuelle Wünsche umgesetzt werden und eben auch ein ganz hoher Designstandard hergestellt wird.
Förderungen und Zuschüsse für den Badumbau
Aroundhome: Gibt es eine Möglichkeit, mit Förderung oder mit Zuschüssen diese Kosten zu reduzieren?
FS: Es gibt generell staatliche Mittel oder öffentliche Fördermittel. Es ist so, dass da teilweise die Länder, also die Bundesländer, aber eben auch die Regionen, die Kommunen Angebote haben. Die KfW hat ab und an bestimmte Förderprogramme, die dort aufgelegt werden. Es gibt kirchliche Förderprogramme, je nachdem in welcher Region in Deutschland ich unterwegs bin. Es ist aber auch so, dass es in Deutschland eine ganz, ganz große Möglichkeit der Förderung von solchen Umbauten gibt, nämlich für Menschen mit Pflegegrad oder Pflegestufe. Diese Menschen haben in Deutschland Anspruch auf, früher waren es 4.000 Euro, seit Januar 2025 sind es 4.180 Euro pro Person mit Pflegegrad für so einen Umbau.
Das bedeutet, wenn ich zum Beispiel ein Ehepaar habe mit zwei Pflegestufen, zwei Pflegegraden, dann habe ich da schon mal über 8.000 Euro für so einen Umbau zur Verfügung, was bei den Summen, die wir eben gehört haben, schon einen großen Unterschied macht. Und diese Fördermittel sind relativ gut zu bekommen, solange die Voraussetzungen erfüllt sind.
Tipps, um Angehörigen von Umbaumaßnahmen zu überzeugen
Aroundhome: Jetzt schauen ja auch bestimmt einige Angehörige zu, die vielleicht ihre Eltern oder vielleicht pflegebedürftige Personen im Umkreis gerne über das Thema informieren möchten und darüber sprechen wollen. Haben Sie da Tipps, wie man das Thema gut angehen kann?
FS: Sanft ist immer ganz wichtig und den besten Einstieg mache ich, indem ich zuhöre, indem ich die Frage stelle, Mensch, wie geht es dir, was stört dich, was schränkt dich ein. Die meisten Menschen haben eine ganz gute Vorstellung davon, was sie gerade stört, was sie auch spüren, was sie einschränkt und was sie eigentlich bräuchten, um das nicht mehr zu spüren. Und da den Einstieg mit Zuhören zu schaffen, hilft eben auch so die erste gedankliche Barriere schon mal zu überwinden.
Und dann macht es Sinn, in der Regel das Ganze zu ergänzen, indem man sagt, Mensch, wollen wir uns mal beraten lassen, wollen wir uns mal Unterstützung holen, wollen wir uns mal zeigen lassen, was alles möglich ist. Noch nicht, lass uns doch mal was planen, sondern generell einfach erst mal Informationen einholen.
Aroundhome: Erstmal vielen Dank dafür.
FS: Sehr gerne.
Fachpartner für den Badumbau in der Nähe finden
Planen Sie oder Ihre Angehörigen, das Badezimmer umzubauen und Barrieren darin zu reduzieren? Dann lassen Sie sich von Aroundhome unterstützen. In unserem Online-Fragebogen nehmen wir Ihre Wünsche an das neue Bad auf und empfehlen Ihnen bis zu drei Anbieter aus Ihrer Region.
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