Halten diese Zero-Waste-Produkte fürs Badezimmer, was sie versprechen?
Undine Tackmann
28. August 2020
Wer nach dem Motto „Zero Waste“ lebt, versucht weniger Müll, vor allem Plastikmüll, im Alltag zu produzieren. Mittlerweile ist Zero Waste mehr als nur ein weitverbreiteter Trend. Auch ich wurde von dieser grünen Bewegung mitgerissen und habe so einiges in meinem Alltag umgestellt. Vor allem in meinem Badezimmer steckte viel Zero-Waste-Potenzial. Von verschiedenen Cremes bis hin zu diversen Shampooflaschen türmte sich hier so allerhand Plastik. Viele dieser Sachen konnte ich leicht austauschen und mittlerweile ist mein Badezimmer fast plastikfrei! Doch nicht alles, was ich ausprobiert habe, hat mich hundertprozentig überzeugt.
Die vielen Plastikflaschen in meiner Dusche mochte ich noch nie, deswegen kümmerte ich mich darum als Erstes. Das war eigentlich ganz einfach, denn sobald eine Flasche leer war, habe ich sie durch ein Stück feste Seife ersetzt. Genau wie bei den herkömmlichen Seifen aus Flaschen wird auch bei Seifenstücken zwischen Körperseife, Haarseife und Conditioner unterschieden.
Körperseife hat mich sofort begeistert
Zuerst ersetzte ich mein Duschgel gegen eine feste Körperseife und das funktionierte wunderbar! Ich seife mich einfach direkt mit dem Seifenstück ein, wer es besonders schaumig mag, nimmt einen Schwamm dazu. Die Seife bewahre ich in einer Schale neben der Dusche auf. Für unterwegs schneide ich mir einfach ein kleines Stückchen von meinem großen Seifenstück ab und verstaue es in einer kleinen Dose oder einem Einweckglas. Früher habe ich mir extra für Reisen oder die Sporttasche kleine Duschgel- oder Shampooflaschen gekauft, doch das ist völlig unnötig.
Mein Tipp:
Kleine Seifenreste sind meist nicht besonders handlich. Speziell dafür gibt es Seifensäckchen, welche mit den kleinen Steifenstückchen befüllt werden. Anschließen wäscht man sich damit wie mit einem Schwamm.
In einer Seifenschale wird die Seife sogar zum Dekoelement.
Feste Haarseifen konnten mich nicht überzeugen
Bei der Haarpflege musste ich erst einige Produkte testen, bis ich eine für mich passende Alternative gefunden habe. Auch hier griff ich zuerst zur festen Haarseife und war zunächst sehr zufrieden. Das Seifenstück wird zwischen den Händen aufgeschäumt, anschließend wird die Seife ins Haar massiert. Doch nach ein paar Anwendungen hatte ich das Gefühl, meine Haare werden nicht mehr richtig sauber. Vor allem die Haarlängen fühlten sich stumpf und klebrig an. Eine Alternative musste her, also testete ich die sogenannte No-(Sham)Poo-Methode.
Kein Shampoo – Haare waschen mit Natron, Mehl oder Lavaerde?
Bei der No-(Sham)Poo-Methode werden die Haare anstelle von Shampoo mit natürlichen Mitteln wie Natron, Mehl oder Lavaerde gewaschen und anschließend mit einer sauren Rinse aus Apfelessig und Wasser gespült. Vorteil aller drei Produkte ist, dass sie günstig, natürlich und ohne viel Verpackungsmaterial erhältlich sind. Das Haarewaschen mit Natron und Mehl kann ich allerdings gar nicht empfehlen. Natron hat meine Kopfhaut sehr stark ausgetrocknet und Mehl meine Haare total verklebt. Das Haarewaschen mit Lavaerde überraschte mich wiederum positiv. Mittlerweile wende ich diese Methode seit mehreren Monaten an und seitdem fühlen sich meine Haare sehr weich und voller an. Die Lavaerde und der Apfelessig für die Spülung habe ich im Biomarkt gekauft. Ein kleiner Nachteil ist jedoch, dass beides vor jedem Waschen angerührt werden muss.
Nicht alles was aus Holz besteht, ist auch nachhaltig!
Meine Suche nach der passenden Haarpflege lehrte mich, dass Zero-Waste nicht immer einfach umsetzbar ist. Diese Erfahrung machte ich auch bei meiner Zahnpflege. Als jahrelange Nutzerin einer Handzahnbürste habe ich auch hier regelmäßig Plastikmüll verursacht. Im Drogeriemarkt steuerte ich direkt auf die mittlerweile bekannten Bambuszahnbürsten zu. Auf den Verpackungen war zu lesen, dass die Zahnbürsten aus Bambusholz bestünden und somit biologisch abbaubar seien. Doch ein genauerer Blick auf die Herstellung zeigte mir, dass das nicht ganz stimmt. Meist besteht nur ein Teil der Zahnbürste aus Bambusholz. Die Bürsten werden häufig weiterhin aus Nylon angefertigt. Einige Hersteller verwenden Nylon-6, welches sich immerhin etwas schneller abbaut. Hinzu kommt, dass nur wenige Hersteller Bambuszahnbürsten aus einem biologisch vertretbaren Anbau anbieten. Einige Modelle sind zudem mit einer dünnen Kunststoffschicht überzogen.
Auch bei elektrischen Zahnbürsten sieht es in Sachen Zero Waste eher mau aus. Meine Suche nach ökologisch nachhaltigen Zahnbürstenaufsätzen aus Holz waren erfolglos. Immerhin fand ich einen Hersteller, der elektrische Zahnbürsten anbietet, welche aus teilweise recyceltem Material bestehen. Enttäuscht entschied ich mich am Ende für eine Bambuszahnbürste von einem Hersteller, der mit einem Teil seiner Einnahmen soziale Projekte für Kinder in Not unterstützt. Immerhin ein kleiner Trost.
Holz im Badezimmer
Auch die Badezimmer-Gestaltung und -Ausstattung kann nachhaltiger sein: Mit Holzmöbel aus regionalen Hölzern, schonend aufgerarbeitet, entsteht ein rundum natürlicher Look.
Materialien für Bambus- und Holzzahnbürsten sollten aus biologisch vertretbarem Anbau stammen.
Bisher keine passende Lösung, um Zahncreme zu ersetzen
Neben der Zahnbürste ist auch die Zahncreme nicht so einfach zu ersetzen. Obwohl der umweltbewusste Trend auch an der Zahnpasta nicht vorbei führt, hänge ich immer noch an meiner Plastiktube. Als Alternativen werden Zahncremes aus dem Glas, in der Alutube oder in Tabletten- und Pulverform angeboten.
Bisher habe ich nur ein Zahnpastapulver getestet. Dabei wird die Zahnbürste etwas nass gemacht und ins Pulver gedrückt. Schon während des Putzens hatte ich allerdings das Gefühl, dass meine Zähne nicht richtig sauber wurden. Auch der Geschmack gefiel mir nicht. Statt nach Pfefferminz schmeckte es einfach nur künstlich und süß, wobei das herstellerbedingt unterschiedlich sein kann. Geprägt von dieser Erfahrung habe ich mich seitdem noch nicht an die Zahnputztabletten herangetraut. Um Zahnpastatuben aus Aluminium schlich ich lange herum. Denn eigentlich bin ich der Meinung, dass Alu bei einem Wegwerfprodukt wie Zahnpastatuben keine wirkliche Alternative darstellt. Zwar können die meisten Aluminiumarten gut recycelt, doch nicht immer kann es auch unendlich oft wiederverwendet werden. Eine andere Option wäre, Zahnpasta aus dem Glas zu verwenden. Diese Alternative ist mir mit knapp 10 Euro für 100 ml aber noch viel zu teuer.
Mein Tipp:
Viele Hersteller werben mit nachhaltigen Zahnpflegeprodukten, doch ich glaube, die perfekte Alternative für eine Zahnbürste oder Zahncreme gibt es noch nicht. Ich empfehle deshalb, einen genauen Blick auf die Herstellung zu werfen und sich dann für das Produkt mit den meisten Vorteilen zu entscheiden - beispielsweise schnell abbaubare Materialien, faire Produktionsbedingungenoder Regionalität.
Deos in Glasflaschen sind nichts Neues, doch was ist Deocreme?
Getrieben von meiner Suche nach wirklich nachhaltigen Zero-Waste-Alternativen, stieß ich bei einem Event zum ersten Mal auf Deocreme. Deo ohne Plastikverpackung ist eigentlich nichts Neues. Schon seit Jahren gibt es Deos in Glasflaschen, entweder zum Aufsprühen oder als Deoroller. Relativ neu ist jedoch Deocreme. Meine Creme erhielt ich als ein Werbegeschenk in einem kleinen Glas mit Schraubverschluss. Ich trage sie einfach mit einem Finger auf, alternativ könnte man sicherlich auch einen Holzspatel verwenden. Besonders gut an der Deocreme gefällt mir die pflegende Wirkung durch das regelmäßige Eincremen. Ein Nachteil ist für mich allerdings, dass ich an sehr stressigen Tagen oder vor dem Sport die Deocreme auffrischen muss.
Schönheit beginnt bei der Verpackung
Neben der Deocreme zog noch ein weiteres neues Produkt in mein Badezimmer ein: Kokosöl. Da es in den letzten Jahren sowohl im Beauty- als auch im Fitnessbereich nahezu als Allroundtalent angepriesen wurde, testete ich es zum Abschminken. In Kombination mit wiederverwendbaren Abschminkpads aus Baumwolle habe ich hier eine tolle Alternative zu Abschminktüchern gefunden. Das Beste: Kokosöl wird in Gläsern verkauft! Die wiederverwendbaren Abschminkpads aus Stoff werden genauso benutzt wie herkömmliche Pads zum Wegwerfen, aber anschließend bei 90 Grad gewaschen und können so immer wieder benutzt werden.
Abschminkpads lassen sich schnell aus alten Handtüchern nähen und sind wiederverwendbar.
Liebe ab der ersten Rasur
Neben elektrischen Rasiergeräten sind Einwegrasierer mit austauschbarer Klinge sehr beliebt. Obwohl die meisten Rasierer aus Plastik bestehen, wird häufig nur die Klinge regelmäßig ausgetauscht - zumindest ein kleiner Schritt in Richtung Zero Waste. Auch ich tat mich sichtlich schwer damit, meinen Plastikrasierer gegen ein nachhaltigeres Modell auszutauschen. Im Nachhinein war die Sorge völlig unbegründet. Das Rasieren mit einem Modell aus Edelstahl erfordert zwar etwas Übung, denn die Klinge ist meist nicht beweglich, dennoch war es bei mir Liebe ab der ersten Rasur. Der Rasierer sieht super schick aus und fühlt sich ein bisschen wie ein Upgrade vom Vorläufer aus Plastik an. Auch hierbei werden regelmäßig die Rasierklingen ausgetauscht, was jedoch viel günstiger ist.
Rasierer
Preis
Gilette Fusion 5 Rasierklingen (5 Stk.)
13,95 €
Mühle Rasierklingen traditional (10 Stk.)
2,60 €
Passend dazu habe ich mir einen festen Rasierschaum geholt. Für Rasierer aus Metall ist das Verwenden von Rasierschaum absolut empfehlenswert, da die Klinge sehr scharf ist. Fester Rasierschaum bzw. festes Rasiergel gibt es genau wie die feste Seife in einem Stück. Auch eine milde Seife als Pflege nach der Rasur erhält man in fester Form.
Der Rasierer aus Edelstahl fühlt sich ein bisschen wie ein Upgrade vom Vorläufer aus Plastik an.
Zero Waste für den Alltag
Mein Weg zum Zero-Waste-Badezimmer hat mir gezeigt, dass wenig Plastikmüll zu produzieren, nicht immer einfach ist. Und nicht nur die Pflegeprodukte im Badezimmer verursachen Plastikmüll. Zero Waste habe ich mittlerweile auf viele Bereiche in meinem Alltag und im Haushalt übertragen. Damit ich für spontane Lebensmitteleinkäufe gewappnet bin, habe ich beispielsweise immer einen Jutebeutel in der Tasche. Und meine Brotdosen habe ich größtenteils durch alte Gurken- und Marmeladengläser ausgetauscht. Wichtig ist, sich Zeit zu nehmen und verschiedene Sachen auszuprobieren. So findet jeder die passende Zero-Waste-Alternative für sein Badezimmer und seinen Alltag.