Kostenfalle Gas: Warum das Warten beim Heizungstausch teuer wird
Zahlreiche Hauseigentümer:innen verzögern den Austausch ihrer alten Gasheizung. Mit dem Umstieg zu lange zu warten, könnte aber ins Geld gehen.
63 Prozent der privaten Gasheizungsbesitzer:innen planen erst dann auf ein klimafreundliches Heizungssystem umzusteigen, wenn kein Erdgas mehr angeboten wird. Das zeigt eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag des Energiediscounters eprimo. Demnach gehen viele Hauseigentümer:innen davon aus, dass geeignete Alternativen zur Gasheizung entweder fehlen oder finanziell nicht umsetzbar sind.
Neue Gasheizungen können nach wie vor eingebaut werden, solange die Wärmeplanung in der eigenen Kommune noch nicht abgeschlossen ist. In Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern muss das bis 30. Juni 2026 geschehen sein, kleinere Gemeinden haben zwei Jahre länger Zeit, um einen Wärmeplan vorzulegen. Wer zu lange an der Gasheizung festhält, riskiert aber Nachteile.
Kommunen planen Gasnetze zurückzubauen
Etwa 20 Prozent aller Kommunen in Deutschland haben bereits den Rückbau ihrer Gasnetze angekündigt. Mannheim plant das Gas-Aus etwa bis 2035. In Augsburg, Würzburg und Hannover soll der Brennstoff bis 2040 wegfallen, in München und Regensburg spätestens bis 2045.
Der Grund: Die Kommunen müssen ihre Fernwärmenetze ausbauen und können langfristig nicht zwei parallel laufende Versorgungsnetze finanzieren. Für Eigentümer:innen kann das bedeuten, dass ihre Gasheizung in den nächsten Jahren keinen Brennstoff mehr erhält. Mit dem Heizungstausch zu warten, kann daher teure Folgen haben.
Steigende CO₂-Kosten machen Gas zusätzlich teuer
Ein weiterer Kostenfaktor ist der CO₂-Preis für fossile Brennstoffe. Ab 2026 steigt die Abgabe von derzeit noch 55 Euro auf bis zu 65 Euro pro Tonne CO₂. Der Start des EU-Emissionshandels wurde zwar um ein Jahr auf 2028 verschoben, doch ab diesem Zeitpunkt wird der Preis marktbasiert festgelegt. Schon heute liegt der CO₂-Marktpreis deutlich höher als die gesetzliche Abgabe. An der Leipziger Strombörse EEX liegt er bei etwa 78 Euro pro Tonne. Heizen mit Gas wird daher in den kommenden Jahren spürbar teurer werden.
Im GEG ist außerdem ein generelles Betriebsverbot für Öl- und Gasheizungen ab 2045 geregelt. Nach aktuellem Stand steht diese Regelung nicht zur Debatte.
Verunsicherung durch die Politik
Zur Zurückhaltung der Eigentümer:innen beim Heizungstausch trägt nicht zuletzt die Politik bei. Die Umsetzung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) hatte die Ampelkoalition zunächst viele Monate gekostet. Der Prozess wurde von intensiven Koalitionsstreitigkeiten, mehrfachen Änderungen und Verzögerungen begleitet. In der Praxis führte das zu erheblicher Unsicherheit bei Heizungsbesitzer:innen und Installateur:innen.
Die neue Bundesregierung kündigte in ihrem Koalitionsvertrag zwar an, das Heizungsgesetz abzuschaffen, seitdem gab es von Koalitionspartnern aber widersprüchliche Aussagen zur konkreten Ausgestaltung. Auch wie die künftige Förderung für den Heizungstausch aussehen wird, ist bislang weitgehend ungeklärt. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die neuen Förderbedingungen weniger großzügig ausfallen werden, wie Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) bereits signalisiert hat.
Für Eigentümer:innen, die eine neue Heizung einbauen wollen, kann es sinnvoll sein, den Antrag bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) möglichst bald zu stellen, um noch von den alten Förderkonditionen zu profitieren. Denn erst mit der offiziellen Zusage der KfW ist die Förderung sicher. Liegt sie nicht rechtzeitig vor, kann es passieren, dass statt der bisherigen nur noch die neue, voraussichtlich niedrigere Förderung gewährt wird.